Kunst im Adler
"Meine sehr geehrten Damen und Herren,
„Auf zum Taunus“, so könnte der Ruf der Maler gelautet haben, als sie - überwiegend noch Malschüler am Städelschen Kunstinstitut unter ihrem Lehrer Jakob Becker - bereits in den 40er Jahren des 19. Jahrhunderts gen Kronberg in das damals kleine, noch sehr dörfliche Städtchen am Fuße des Altkönigs vor die Höhe zogen. Sie lockte nicht nur die Natur und die dörfliche Idylle sondern auch das sanfte Licht der Vortaunusgegend, sowie die vielfältigen Motive und Charaktere, die sie hier und in der Gegend finden konnten.
Bevor sich Anton Burger entschloss, in der heutigen Frankfurter Straße sein Haus zu bauen, das 1858 - daher die 160 Jahre - fertig gestellt war und auch sein Malerfreund Jacob Fürchtegott Dielmann sich im selben Jahr ebenfalls hier ansiedelte, trafen sich die jungen Künstler im Gasthaus Zum Schwartzen Adler. Hier konnten sie essen, trinken, feiern und…arbeiten. Denn der Adlerwirt Renker stellte ihnen eine Schlafkammer und auch Atelierräume im Dachgeschoß seines Gasthauses zur Verfügung. Zum Dank oder aus Lust am Malen brachten sie Gemälde einschließlich Rahmen direkt auf die Wand auf. Näheres dazu wird Ihnen noch Frau Dr. Ehrhardt berichten. Legendär war der später Malerkönig genannte Anton Burger. Er trieb so manchen Schabernack mit dem Wirt wie wir einem Bericht seines Jagdfreundes und Apothekers Dr. Julius Neubronner entnehmen können.
Burger war es, der dem kaiserlichen Doppeladler Pinsel und Palette ins Gasthausschild malte, was im Oberurseler "Taunuswächter" am 9.10.1851 in einem Bericht als "köstlicher Humor" beschrieben wurde. Anna Spier beschreibt in „Die Kunst unserer Zeit“ Burgers Verhältnis zu Renker: „ Schon wenn er als Gast nach Cronberg kam, war er der Mittelpunkt und der Held des Wirthshauses, das er bewohnte. Den Adlerwirt Renker hatte er zur Zielscheibe seiner tollen Streiche gemacht. Ihn band er mit Seilen während seines tiefen geräuschvollen Mittagsschlafes an seinen Lehnstuhl, um dann aus dem Hinterhalte mit Schadenfreude den Befreiungsversuchen der Falstaff-Figur zuzusehen. Wenn er in müssigen Stunden zum Fenster hinaus sah, beschoss er ihn von rückwärts mit Erbsen – und trotz alledem entstand keine Feindseligkeit. Denn derselbe Mann brachte ja Leben ins Wirthshaus und in‘s Städtchen, machte Werktage zu Festen und die Feste zu Ruhmestagen für die ganze Umgebung.“
1861 hielt Burger ihn in einem Ölgemälde fest, das 1869 in München mit der goldenen Medaille ausgezeichnet und 1894 von der Königlichen Neuen Pinakothek erworben wurde, wo es sich heute noch befindet. Eine weitere Malerpersönlichkeit, Jacob Fürchtegott Dielmann, enger Freund Burgers, hatte im Dachgeschoss des Adlers "ein kleines aber gemütliches Atelier" wie Neubronner es beschreibt, das er bis zu seinem Tode 1885 benutze.
Ebenfalls bezog der Maler Heinrich Winter im Adler Wohnung, bis er nicht nur durch seine Malerei wohlhabend geworden war, sondern auch durch Heirat, und in dieses Haus einziehen konnte.
Weiter schreibt Neubronner: "Durch drei Generationen haben zwischen den Besitzern des alten Hauses, und den Künstlern stets gute Beziehungen bestanden. Was das Bauernhaus bieten konnte, gab es gern, und die jungen Maler nahmen es, wie es war. Wer im 'Adler' wohnte, dem gehörte auch der 'Adler'. Die Herren durften sich ziemlich viel erlauben." Folgend erinnert er: "Damals trafen sich in dem niedrigen Adlersaale Burger, Kauffmann, Dielmann, Rumpf, Winter, Fresenius und einige andere Herren regelmäßig. Es wurde gekegelt, Karten gespielt und auch zeitweise ein Konzert mit Tanzvergnügen veranstaltet (Die Künstler selbst nannten es Künstlerfeste). ...So hatte das kleine Kronberg doch auch seinen 'Malkasten'. Und weiter: “ …Auch unten im Wirtszimmer befindet sich auf der Wand ein großes Bild, welches von Anton Burger aus alter Anhänglichkeit gemalt, zwei betrunkene Musikanten auf dem Heimweg darstellt." Dieses Wandbild wurde bei den Renovierungsarbeiten 2012 wiederentdeckt und restauriert. Sie finden es im Ausstellungsraum oben rechts.
Soweit ein kurzer Einblick in das Gasthaus, dessen Bilder heute im Mittelpunkt stehen."
(Auszug aus der Rede von Robert Philippi zur Eröffnung der Ausstellung "Kunst im Adler" im Kronberger Museum der Malerkolonie; 11.11.2018)
„Auf zum Taunus“, so könnte der Ruf der Maler gelautet haben, als sie - überwiegend noch Malschüler am Städelschen Kunstinstitut unter ihrem Lehrer Jakob Becker - bereits in den 40er Jahren des 19. Jahrhunderts gen Kronberg in das damals kleine, noch sehr dörfliche Städtchen am Fuße des Altkönigs vor die Höhe zogen. Sie lockte nicht nur die Natur und die dörfliche Idylle sondern auch das sanfte Licht der Vortaunusgegend, sowie die vielfältigen Motive und Charaktere, die sie hier und in der Gegend finden konnten.
Bevor sich Anton Burger entschloss, in der heutigen Frankfurter Straße sein Haus zu bauen, das 1858 - daher die 160 Jahre - fertig gestellt war und auch sein Malerfreund Jacob Fürchtegott Dielmann sich im selben Jahr ebenfalls hier ansiedelte, trafen sich die jungen Künstler im Gasthaus Zum Schwartzen Adler. Hier konnten sie essen, trinken, feiern und…arbeiten. Denn der Adlerwirt Renker stellte ihnen eine Schlafkammer und auch Atelierräume im Dachgeschoß seines Gasthauses zur Verfügung. Zum Dank oder aus Lust am Malen brachten sie Gemälde einschließlich Rahmen direkt auf die Wand auf. Näheres dazu wird Ihnen noch Frau Dr. Ehrhardt berichten. Legendär war der später Malerkönig genannte Anton Burger. Er trieb so manchen Schabernack mit dem Wirt wie wir einem Bericht seines Jagdfreundes und Apothekers Dr. Julius Neubronner entnehmen können.
Burger war es, der dem kaiserlichen Doppeladler Pinsel und Palette ins Gasthausschild malte, was im Oberurseler "Taunuswächter" am 9.10.1851 in einem Bericht als "köstlicher Humor" beschrieben wurde. Anna Spier beschreibt in „Die Kunst unserer Zeit“ Burgers Verhältnis zu Renker: „ Schon wenn er als Gast nach Cronberg kam, war er der Mittelpunkt und der Held des Wirthshauses, das er bewohnte. Den Adlerwirt Renker hatte er zur Zielscheibe seiner tollen Streiche gemacht. Ihn band er mit Seilen während seines tiefen geräuschvollen Mittagsschlafes an seinen Lehnstuhl, um dann aus dem Hinterhalte mit Schadenfreude den Befreiungsversuchen der Falstaff-Figur zuzusehen. Wenn er in müssigen Stunden zum Fenster hinaus sah, beschoss er ihn von rückwärts mit Erbsen – und trotz alledem entstand keine Feindseligkeit. Denn derselbe Mann brachte ja Leben ins Wirthshaus und in‘s Städtchen, machte Werktage zu Festen und die Feste zu Ruhmestagen für die ganze Umgebung.“
1861 hielt Burger ihn in einem Ölgemälde fest, das 1869 in München mit der goldenen Medaille ausgezeichnet und 1894 von der Königlichen Neuen Pinakothek erworben wurde, wo es sich heute noch befindet. Eine weitere Malerpersönlichkeit, Jacob Fürchtegott Dielmann, enger Freund Burgers, hatte im Dachgeschoss des Adlers "ein kleines aber gemütliches Atelier" wie Neubronner es beschreibt, das er bis zu seinem Tode 1885 benutze.
Ebenfalls bezog der Maler Heinrich Winter im Adler Wohnung, bis er nicht nur durch seine Malerei wohlhabend geworden war, sondern auch durch Heirat, und in dieses Haus einziehen konnte.
Weiter schreibt Neubronner: "Durch drei Generationen haben zwischen den Besitzern des alten Hauses, und den Künstlern stets gute Beziehungen bestanden. Was das Bauernhaus bieten konnte, gab es gern, und die jungen Maler nahmen es, wie es war. Wer im 'Adler' wohnte, dem gehörte auch der 'Adler'. Die Herren durften sich ziemlich viel erlauben." Folgend erinnert er: "Damals trafen sich in dem niedrigen Adlersaale Burger, Kauffmann, Dielmann, Rumpf, Winter, Fresenius und einige andere Herren regelmäßig. Es wurde gekegelt, Karten gespielt und auch zeitweise ein Konzert mit Tanzvergnügen veranstaltet (Die Künstler selbst nannten es Künstlerfeste). ...So hatte das kleine Kronberg doch auch seinen 'Malkasten'. Und weiter: “ …Auch unten im Wirtszimmer befindet sich auf der Wand ein großes Bild, welches von Anton Burger aus alter Anhänglichkeit gemalt, zwei betrunkene Musikanten auf dem Heimweg darstellt." Dieses Wandbild wurde bei den Renovierungsarbeiten 2012 wiederentdeckt und restauriert. Sie finden es im Ausstellungsraum oben rechts.
Soweit ein kurzer Einblick in das Gasthaus, dessen Bilder heute im Mittelpunkt stehen."
(Auszug aus der Rede von Robert Philippi zur Eröffnung der Ausstellung "Kunst im Adler" im Kronberger Museum der Malerkolonie; 11.11.2018)